GfS vor Ort im ILS Dortmund: Vorstellung des Disparitätenberichtes 2023

Das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund hat im Auftrag der Friedrich Ebert Stiftung einen neuen Disparitätenbericht 2023 erstellt. Unter dem Titel „Ungleiches Deutschland“ wurde anhand von 21 unterschiedlichen Indikatoren die Lebensbedingungen und Zukunftsperspektiven von 400 Kreisen und kreisfreien Städten in D. untersucht.  Auch für NRW ergeben sich interessante Ergebnisse, die uns Prof. Stefan Siedentop, bis vor kurzem Leiter des ILS, und Dr. Bastian Heider als Studien-Leiter am 20. November 2023 vorgestellt haben.

Die Studie zeigt, dass es im vergangenen „Wachstumsjahrzehnt“ einen Aufholprozess im Hinblick auf strukturschwache Regionen in Deutschland gegeben hat, der aber im jetzigen „Transformationsjahrzehnt“ leider kein Selbstläufer zu sein scheint. Es zeigt sich außerdem, dass mittlerweile weder von einem pauschalen Stadt-Land-Gegensatz, noch von einem pauschalen West-Ost-Unterschied im Hinblick auf regionale Wirtschafts- und Lebensperspektiven gesprochen werden kann. Ein Politikansatz, der gleichwertige Lebensverhältnisse anstrebt, muss sich darauf einstellen.

Herzlichen Dank an die beiden Referenten für den Einblick sowie die Bereitschaft zur gemeinsamen Diskussion!

GfS vor Ort: Stichwort Ruhr-Konferenz

Ende 2018 endete die 200-jährige Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet. Die Landesregierung NRW hat deshalb die sog. „Ruhr-Konferenz“ gestartet. Ein mehrjähriger Prozess, der möglichst viele Akteure in der Metropole Ruhr zusammenbringen und aktivieren soll, um zu gemeinsamen Projekten im Ruhrgebiet zu kommen. Der Prozess ist sehr breit angelegt und erstreckt sich über 20 Politikfelder.

Das Büro der Ruhr-Konferenz hatte uns eingeladen, um Ziele und Stand des Verfahrens zu erläutern und zu diskutieren. Ein herzliches Dankeschön gilt in diesem Zusammenhang den Gastgebern Jürgen Hein (Leiter Arbeitsstab Ruhrkonferenz am Standort Zollverein) und Hans-Michael Diller (Büro der Ruhrkonferenz in der Staatskanzlei Düsseldorf) für den ausführlichen Einblick in ihre Aufbau-Arbeit und die Bereitschaft zum anspruchsvollen Austausch u.a. über Formate, Zielgruppen und angestrebte Ergebnisse.

16 Teilnehmende fanden sich am 7. März 2019 in den Räumen der Ruhr-Konferenz auf dem Gelände Zollverein ein. Mit den Gastgebern und untereinander gelang eine engagierte Diskussion über die Einschätzung des zurückgelegten und für die Zukunft angedachten Prozesses. Im Vordergrund standen dabei insbesondere die vergangenen Formate mit ähnlichen Zielsetzungen (IBA, Regionalen, Projekt Ruhr GmbH, Kulturhauptstadt 2010…), das Verhältnis zu bestehenden Institutionen (Regionalverband Ruhr, Initiativkreis Ruhr, …) sowie die Chancen und Risken für die nach wie vor bestehenden Herausforderungen des Ruhrgebiets (kleinräumige Disparitäten, prekäre Beschäftigung, abgehängte Biografien, negatives Image, …).

Unser Thema: Stadt – Umland – Land (Siedlungsentwicklung – „Neue Übergänge“)

Frank Wältring eröffnete im Essener Unperfekthaus den Diskurs mit einer Betrachtung auf der Makro-Ebene. Eine regionale Bestandsaufnahme im Rheinland hat Themen und Leitbilder für verschiedene Teilräume ergeben, die u.a. bei der Bildung von (projektbezogenen) Kooperationen zwischen Akteuren helfen können. Bei der Überleitung zur Mikro-Ebene wechselte er zur Perspektive einer Ortschaft in einem ländlich geprägten Teil Westfalens. Dort steht mit dem LEADER-Programm zwar ein regionales Management zur ländlichen Entwicklung zur Verfügung. Dessen kleinräumige Gebietskulisse ist zur Bildung von Kooperationen zwischen Mittelstädten und dem ländlichen Umland jedoch nur bedingt geeignet.

Die fünf Teilnehmenden unterstützen den Input-Vortrag mit ihren Erfahrungen. So wurden spezifische Vor- und Nachteile der Regionalentwicklung in ländlichen Gebieten im Vergleich zu Metropolräumen erkannt. Zudem wurde der Gedanke formuliert, dass kommunale Wirtschaftsfördergesellschaften nicht die Vorreiter von ganzheitlichen und räumlichen Innovationsansätzen sind. Zugleich sind solche Ansätze notwendig, um wirtschaftliche, soziale und grüne Ansätze zusammenzudenken sowohl in ländlich-mittelstaedtischen Räumen als auch in Metropolregionen. In diesem Bereich besteht eine Lücke sowohl in der Raumplanung als auch in der Verknüpfung von neuen Förderansätzen.

Unser Thema: Gewerbeflächen

Das Thema wurde am Beispiel der Weiterentwicklung des regionalen Gewerbeflächenmangagements im Ruhrgebiet angegangen. Martin Tönnes, Bereichsleiter Planung des Regionalverbands Ruhr, erläuterte u.a. die Flächenbedarfsprognose, welche auf Basis eines Markt-Monitorings erfolgt. Gemeinsam mit Rainer Danielzyk stellte er die Zusammenhänge mit planerischen Erwägungen dar. So z.B. das Ziel einer Begrenzung der Flächen-Neuinanspruchnahme zugunsten der Brachflächenreaktivierung im Kontext der aktuellen Diskussion des Landesentwicklungsprogramms und die Stärkung bestehender Siedlungsgebiete.

Sieben Teilnehmende im Essener Unperfekthaus erörterten anschließend die Möglichkeiten, die Grenzen und die Legitimation planerischen Handelns im Gewerbeflächenmarkt. Dabei wurde deutlich, dass die bisherigen Treiber Handel und Logistik auch zukünftig die Schwerpunktbranchen im Gewerbeflächenmarkt darstellen werden.

Mitglieder-Themenpapier: Innovation Systems in Metropolitan Regions of Developing Countries

Ein externer thematischer Beitrag unter Beteiligung unseres Mitglieds Frank Wältring zu den GFS-Themen Innovation, Cluster und Metropolregionen: Shawn Cunningham, Frank Wältring (2015), Innovation Systems in Metropolitan Regions of Developing Countries. Challenges, Opportunities and Entry Points, Published by Deutsche Gesellschaft  für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH (Hinweis: Downloadangebot von www.giz.de)