Ankündigung GfS-Jahrestagung am 26./27 Januar 2024 in Duisburg: Strukturwandel am Beispiel der Stahlindustrie – Transformation zur Klimaneutralität durch Wasserstoff?

Regionale Strukturpolitik dient in den Zeiten von Klimakrise und Green Deal dem Ziel der Klimaneutralität. Der Pfad zur Dekarbonisierung stellt Regionen vor besondere Herausforderungen, die wie das Ruhrgebiet von energieintensiven Industrien wie der Stahlindustrie oder der Chemischen Industrie geprägt sind. Politik und Wirtschaft setzen auch hier ihre Hoffnung auf grünen Wasserstoff. Eine Studie im Auftrag des Regionalverbands Ruhr sah die Region 2020 „bei Wasserstoff in Spitzengruppe“. Eine weitere Untersuchung für die RAG-Stiftung sah NRW und das Ruhrgebiet 2021 als führendes Ökosystem für H2-Startups, aber auch noch unausgeschöpfte Potenziale.

Milliardenschwere Subventionen wurden genehmigt, aber woher kommt der grüne Strom? Kann diese ambitionierte Transformation gelingen, oder wird die Region endgültig zum Industriemuseum? Welche Voraussetzungen sind dafür vorhanden, welche müssen noch geschaffen werden? Welche Herausforderungen stehen der angestrebten Transformation entgegen, und welche Lösungsansätze gibt es dafür? Gelingt das Zusammenspiel von Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Politik und Verwaltung sowie Zivilgesellschaft, oder verzettelt sich die Region in Kirchturmdenken und konkurrierenden Initiativen?

Innerhalb des Ruhrgebiets ist der Stahlstandort Duisburg Hotspot der Wasserstofftransformation. Dafür stehen Thyssenkrupp, Duisport mit seinem Zunftsprojekt Duisburg Gateway Terminal (DGT) sowie die Forschung am Zentrum für Brennstoffzellentechnologie. Welchen Einfluss hat die angestrebte Transformation auf die regionale Produktion und Wertschöpfungsketten sowie den Standort Duisburg? Diese Fragen will die GfS auf ihrem Jahrestreffen diskutieren und wird vor Ort unterstützt durch die Wirtschaftsförderung Duisburg Business & Innovation GmbH (DBI) mit der Geschäftsstelle des Netzwerks Hy.Region.Rhein.Ruhr e. V.

Zum Ablauf:

Wie üblich wird das Treffen am Freitag mit einem Ortstermin beginnen gefolgt von Vorträgen und Diskussion und einem gemeinsamen Abendessen. Für Samstag sind vormittags Vorträge und Diskussionen vorgesehen. Die 17. GfS-Mitgliederversammlung beginnt am späten Vormittag. Zum Ausklang gegen 13.00 h ist ein gemeinsames Mittagessen geplant.

Weitere Informationen zur Anfangszeit, zu Referent*innen und dem Programm, zum Tagungsort und für die Unterbringung folgen.

GfS vor Ort im ILS Dortmund: Vorstellung des Disparitätenberichtes 2023

Das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund hat im Auftrag der Friedrich Ebert Stiftung einen neuen Disparitätenbericht 2023 erstellt. Unter dem Titel „Ungleiches Deutschland“ wurde anhand von 21 unterschiedlichen Indikatoren die Lebensbedingungen und Zukunftsperspektiven von 400 Kreisen und kreisfreien Städten in D. untersucht.  Auch für NRW ergeben sich interessante Ergebnisse, die uns Prof. Stefan Siedentop, bis vor kurzem Leiter des ILS, und Dr. Bastian Heider als Studien-Leiter am 20. November 2023 vorgestellt haben.

Die Studie zeigt, dass es im vergangenen „Wachstumsjahrzehnt“ einen Aufholprozess im Hinblick auf strukturschwache Regionen in Deutschland gegeben hat, der aber im jetzigen „Transformationsjahrzehnt“ leider kein Selbstläufer zu sein scheint. Es zeigt sich außerdem, dass mittlerweile weder von einem pauschalen Stadt-Land-Gegensatz, noch von einem pauschalen West-Ost-Unterschied im Hinblick auf regionale Wirtschafts- und Lebensperspektiven gesprochen werden kann. Ein Politikansatz, der gleichwertige Lebensverhältnisse anstrebt, muss sich darauf einstellen.

Herzlichen Dank an die beiden Referenten für den Einblick sowie die Bereitschaft zur gemeinsamen Diskussion!

GfS-Jahrestagung 2023 am 20./21 Januar 2023 in Iserlohn: Transformationsherausforderungen in der Automotive-Industrie und die „ATLAS – Automotive Transformationsplattform Südwestfalen“

Südwestfalen gehört zu den Regionen, die überdurchschnittlich von der Industrie geprägt ist; wobei die Automobilindustrie mit über 500 Unternehmen und mehr als 50.000 Beschäftigten eine herausragende Rolle spielt. Von daher steht die Region durch die Transformation der Automobilindustrie vom Verbrennungsmotor hin zu elektrischen Antrieben vor einer tiefgreifenden Transformation, die sich auch mit Energieengpässen, Klimawandel, Digitalisierung und Fachkräftemangel auseinandersetzen muss.

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit 7,1 Mio € geförderte Forschungsprojekt „ATLAS – Automative Transformationsplattform Südwestfalen“ bildet den Fokus der regionalen Transformationsstrategie und soll dazu beitragen, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen für die Herausforderungen der Zukunft aufgestellt werden. Der beteiligungsorientierte und sozialpartnerschaftliche Ansatz von ATLAS trägt der Notwendigkeit Rechnung, dass die Gestaltung der Transformation neue Formen einer vernetzten bzw. kooperativen Governance benötigt.

Im ersten Teil am Freitag 20. Januar 2022 ermöglichte die Firma Risse + Wilke Kaltband GmbH & Co. KG in Iserlohn rd. 20 Teilnehmenden einen umfassenden Einblick als Einstieg in das Thema. Geschäftsführer Jörg Lohölter leitete von der wechselvollen Historie des Standorts der Herstellung von Kaltband als Spezialprodukt in der Metallbranche zu aktuellen Herausforderungen über: Rund ein Viertel des Absatzes werde für Produkte im Automobil-Antriebsstrag verwendet, die mit der Umstellung zur Elektromobilität überwiegend überflüssig werden. Firmenzukäufe entlang der Wertschöpfungskette wurden bereits realisiert, um neue Absatzmärkte zu erschließen. Weitere Einsatzbereiche für Kaltbandprodukte werden u.a. von einem betriebsinternen Innovationsteam identifiziert. Mit einem gläsernen „Innovationsraum“ steht dafür sogar abseits des Verwaltungsgebäudes ein physisch unübersehbarer Treffpunkt mitten in der Produktionshalle bereit. Das Innovationsteam konnte mittels Ideenmanagement bereits erfolgreich Maßnahmen zur Effizienzsteigerung initiieren.
Im Anschluss an eine Betriebsbesichtigung wurde mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat über die betrieblichen Transformationsherausforderungen und -strategien diskutiert. Auch darüber, wie regional vernetzte Aktivitäten wie vor allem ATLAS diese unterstützen können. Aufgrund des Ruhestandes geburtenstarker Jahrgänge bestehe wenig Sorge vor einzelnen bereits geplanten Rationalisierungs-Investitionen. Im Gegenteil: Die Integration von Mitarbeitenden aus aller Welt mit inzwischen über 20 Nationen sowie ggf. die Chance zum Bildungsaufstieg seien notwendig, um den weiterhin drängenden Fachkräftebedarf zu decken. Die Motivation vieler betriebsangehöriger Familien sei, langfristig wettbewerbsfähige Erwerbsperspektiven für den Standort zu erhalten. Zur Zukunftssicherung kann das Unternehmen schon auf viele bestehende Netzwerke und Kooperationen aufbauen, z.B. Technikzentren, Fachvereinigungen und Hochschulen. ATLAS könnte weitere Perspektiven aufzeigen, z.B. auf welchem Wege die Mitarbeitenden mit den Konstrukteuren zukünftiger Kunden eine Zusammenarbeit bei der Produktentwicklung etablieren könnten.

Am Freitagabend fand wie gewohnt die jährliche GfS-Mitgliederversammlung im Hotel Vierjahreszeiten in Iserlohn statt.

Im zweiten Teil am Samstag, 21. Januar 2023 stand die regionale Vernetzung im Mittelpunkt. Südwestfalen hat für die mittlerweile zweite REGIONALE die regionale Vernetzung und Strategieentwicklung deutlich ausgebaut. Dies wird auch daran erkennbar, dass das Projekt ATLAS von einem starken regionalen Verbund aus Hochschulen, Arbeitnehmer- und Arbeitsgeberverbänden, Kreisen, Kammern und Wirtschaftsförderern getragen wird. Vertreter und Vertreterinnen von beteiligten Stakeholder-Organisationen berichteten über die regionale Strategie und erörterten mit uns darüberhinaus gehende Perspektiven.

Fabian Ferber von der IG Metall Geschäftsstelle Märkischer Kreis verdeutlichte die Brisanz für großte Teile Südwestalens am Beispiel einer Kleinstadt: In Plettenberg seien 5.000 Arbeitsplätze unmittelbar vom Verbrennermotor-Antriebsstrang abhängig. Die letzte volle Auftragsrunde erfolge voraussichtlich 2026 – danach wollen Automobilhersteller ihr Angebot umstellen.

Jochen Schröder von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis, Kirsten Kling, Geschäftsführerin der Regionalagentur Mark (Regionalagentur Märkische Region) und Prof. Christina Krins vom Fachbereich Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften der FH Südwestfalen stellten bestehende Innovationsakteure und -maßnahmen in der Region Südwestfalen dar. So z.B. den seit 10 Jahren bestehenden „Transferverbund Südwestfalen“ mit ca. 350 Projekten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die Beteiligten sehen als Konsortialpartner in dem ATLAS-Vorhaben eine Chance, die bestehende Vernetzung auf eine goßräumigere Ebene von Südwestfalen zu bringen.

Achim Vanselow berichtet zum übergeordneten Netzwerk, z.B. dass es deutschlandweit mehrere Regionen mit entsprechenden Netzwerken gibt, von denen 2 in Südwestfalen liegen.

Muhamed Kudic vom Mittelstandskompetenzzentrum 4.0 der Universität Siegen stellte als Konsortialführer das ATLAS-Projekt vor. Die Vision stellt darauf ab, “ ein breit getragenes regionales Transformationsnetzwerk aufzubauen, dass Unternehmen des Automotiv-Sektors, insbesondere KMU, bei bestehenden – tiefgreifenden- Transformationsprozessen mit Blick auf Technologie, Qualifikation, Unternehmensstruktur und Strategie durch sozialpartnerschaftliche, beteiligungsorientierte und ganzheitliche Ansätze unterstützt“. Dabei werden drei Schwerpunkte gesetzt:

  • Intrapreneurship und neue Geschäftsmodelle
  • Qualifikation und Mitnahme der Belegschaft
  • Netzwerkaufbau und Verstetigung

Die Auftaktveranstaltung im November konnte mit prominenten Teilnehemenden bereits eine große Aufmerksamkeit erzielen. Darauf wird mit ersten Maßnahmen aufgebaut, z.B. das Kreieren von technologisch ausgestatten Räumen um z.B. Verbrauchsmessungen oder Sensoren zur Digitalisierung alter Maschinen (Retrofitting) ausprobieren zu können. Das Programm ist mit 2 Jahren eigentlich zu kurz. In der Zeit könne nur ein Portfolio von Maßnahmen dahingehend bewertet werden, was funktioniert und was nicht. Im Anschluss soll versucht werden, vorhandene Lösungsanbieter an die Unternehmen zu vermitteln.

In der anschließenden Diskussion wurde neben der kurzen Projektlaufzeit auch das Fehlen von Unternehmen bei der Finanzierung als erfolgsmindernd beurteilt. Der Arbeitgeberverband arbeitet allerdings im Kernbeirat mit und die über den Transferverbund Südwestfalen finanzierten Technologiescouts wurden um eine dritte Stelle für den ATLAS-Verbund ergänzt. Größere Unternehmen würden die Transformation zwar teilweise alleine schaffen, jedoch sind viele Kleinunternehmen als verlängerte Werkbänke ohne eigene Entwicklungsabteilung untrennbar abhängig von größeren Unternehmen in der Wertschöpfungskette. Kleine Unternehmen hätten zudem neben dem Tagesgeschäft kaum Zeit und keine speziell für solche Entwicklungsprozesse spezialisierten Mitarbeitenden.

Bei Atlas gehe es um Existenzsicherung, da die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle nicht unverändert fortsetzen können. Der nötige Wissenstransfer im Bereich künstliche Intelligenz und Digitalisierung stellen große Anforderungen an den unterschiedlichen Kenntnisstand in den Unternehmen. Von Beginn an soll daher bei technischen Innovationen die Kompetenzentwicklung der konkreten Arbeitsplätze im Betrieb mitgedacht werden: Was habe ich und wohin will ich damit? Hier wird der Zugang über die Betriebsräte als vertrauensbildendes Elemet gewertet. Denn klassischen Formate und Medien seien für Akteure des Stereotyps „schlechte Erfahrung mit Schule“ nur bedingt geeignet. Im Sinne von „train the trainer“ gelte es, das Wissen von Ingenieuren an die einzelnen Handelnden weiterzutragen. Um so den Mitarbeitenden einen Eindruck vermitteln, welche Ansätze der zukunftsgerechten Kompetenzentwicklung für sie interessant sein könnte.

Abschließend wurde die Bedeutung von regionalen Entwicklungsstrategien erörtert. Insbesondere hinsichtlich der gewerblichen Infrastrukturbedarfe und den Anforderungen in vielen Förderprogrammen wird hier eine Relevanz gesehen, die durch die Südwestfalen-Agentur abgedeckt wird. Die Größe und Heterogenität der Region Südwestfalen erscheint einzelnen Teilnehmenden für eine umfassende regionale Strategie jedoch nicht geeignet in dem Sinne, dass sie nicht facettenreich genug sein könnte um gelebt zu werden. Andere Teilnehmende empfahlen zumindest ein Industrie-Leitbild, ohne das Herausforderungen wie die Klimawende in Form von zirkulären Wertschöfungsketten nicht bewältigt werden können.

An beiden Tagen gab es wie üblich wieder viel Raum für Diskussion und zum Netzwerken. Herzlichen Dank an die Referentinnen und Referenten für die gewährten Einblicke und die Bereitschaft zum intensiven Austausch!

Unser Thema am 20. Oktober 2022: Clusterpolitik – Rückschau – regionale und sektorale Wirtschaftsförderung

Im Mittelpunkt unseres Stammtisch-Treffens im Café Museum Duisburg stand die Frage, was mit der Clusterpolitik erreicht werden sollte und was daraus geworden ist.

Wulf Noll, bis 2017 Abteilungsleiter „Wirtschaftspolitik“ im NRW Wirtschaftsministerium, blickte zurück und unterschied drei Phasen der Clusterpolitik in NRW. Bis 2010. In den 1990er Jahren finden sich die Wurzeln der Clusterpolitik in der Kritik der regionalisierten Strukturpolitik. Angesichts der weitgehend identischen regionalen Entwicklungskonzepte sollte stärkeres Gewicht auf die spezifische sektorale Profilbildung gelegt werden. Die ersten Projekte hatten experimentellen Charakter und erfolgten unterhalb der politischen Wahrnehmungsschwelle. Rückblickend sieht Wulf Noll zwei Schwachstellen der Clusterpolitik in diesen ersten Jahren, die auch in den folgenden Jahren prägend blieben. Erstens erfolgte die sektorale Orientierung eher an den traditionellen Branchen als an Wertschöpfungsketten. Zweitens wurde wesentlich mehr Wert auf Kooperation zwischen den Unternehmen als auf Wettbewerb gelegt.

Für die Zeit zwischen 2000 und 2005 sieht Noll die Clusterpolitik als Kompensation für den Wegfall der regionalisierten Strukturpolitik. Wesentlich wurde das Gutachten von Roland Berger als Ausgangspunkt für den Wachstums- und Beschäftigungspakt, auch im Rahmen der GRW wurde die Förderung von Clusterinitiativen dann ermöglicht. Die dem Wachstums- und Beschäftigungspakt zugrunde liegende Branchenstruktur sieht Noll rückblickend eher als reaktiv, nicht als strategisch ausgerichtet an.

In den Jahren zwischen 2005 und 2010 wurde Clusterpolitik dann zum Schlüsselkonzept der Strukturpolitik, wobei mit dem Konzept „Stärken stärken“ der Ausgleichsgedanke der Strukturpolitik in den Hintergrund gedrängt wurde. Kernelemente der Clusterpolitik in diesen Jahren waren die thematische Konzentration sowie die in diesen sektoralen Themenfeldern durchgeführten Förderwettbewerbe. Kritisch wird von Noll gesehen, dass mit der Ausrichtung auf landesweite Cluster eine Ausschließlichkeit erfolgte, die die regionalen Cluster in den Hintergrund der politischen Aufmerksam verdrängte.

Michael Henze, Leiter der Abteilung „Wirtschaftsförderung“ im Wirtschaftsministerium NRW, nah den Faden auf und machte deutlich, dass nach 2010 Clusterpolitik sukzessive als politisches Strategie verschwunden ist, und im neuen Koalitionsvertrag taucht „Cluster“ nicht mehr auf. Er bezweifelteauch, dass es jeweils eine Clusterpolitik gegeben hat, die diesen Namen verdient.   Cluster, Kompetenzzentren oder Innovationsnetzwerke sind eine Vielzahl kaum zu unterscheidender und strategisch kaum fassbare Begriffe.

Weiterhin stellte Michael Henze die drei für ihn zentralen Dimensionen der Strukturpolitik dar. Hierbei handelt es sich um die räumliche Ebene, die von den späten 1980er Jahren bis Mitte der 1990er Jahre im Mittelpunkt stand, um eine Ausrichtung an Zielgruppen (IHK, Wirtschaftsförderer, KMU, Gründer) die in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre im Mittelpunkt stand, in jüngster Zeit auch wieder an Bedeutung gewonnen hat, und die sektorale Ausrichtung an Branchen, Technologien und Clustern, die für die 2000er Jahre im Mittelpunkt stand.

Hiervon ausgehend veranschaulichte er die These, dass Strukturpolitik sich immer schwerpunktmäßig auf einer dieser drei Dimensionen verankert, wobei immer die Gefahr besteht, dass sich die Akteure und Institutionen in diesen Dimensionen verfestigen. Von daher erscheint es sinnvoll, die Ausrichtung auf die jeweilige Dimension nach einer gewissen Zeit neu zu justieren bzw. zu wechseln.

Matthias Kiese, Professor für Humanwissenschaften am Geographischen Institut der RuhrUniversität Bochum, verwies darauf, dass Clusterpolitik auf unterschiedlichen Maßstabsebenen mit spezifischen Dynamiken, aber auch Interdependenzen stattfindet. Als nachhaltigen Haupteffekt kommunaler und regionaler Clusterpolitik (bzw. clusterorientierter Wirtschaftsförderung) sieht er die strategische Ausrichtung (Fokussierung) und Professionalisierung der Wirtschaftsförderung. Allerdings wurden aus Legitimations- und Mobilisierungsgründen unrealistische Ziele definiert, die nicht realisiert werden konnten und das Clusterkonzept in Politik und Verwaltung beschädigt haben.

Die diversen Strategiewechsel in der Clusterpolitik /(erst  bottom-up-Erfolgsstories (Köln, Dortmund), dann Top-down-Policy-Diffusion (EU-Förderperiode 2007-2013), dann intelligente Spezialisierung), führten zu einer Inflation und Verwässerung der  Clusterpolitik. Mittlerweile ist nicht mehr von Clustern die Rede, sondern die Ökosystem-Metapher ist für regionale Innovations- und Start-up-Systeme en vogue, eine Metapher, die mehr verschleiert als erklärt und falsche Analogien herstellt, nach Matthias Kiese eine gefährliche Entwicklung.

Letztlich, so sein Fazit, führen räumliche und zeitliche Inkongruenzen wie auch politische Koordinationsprobleme zu dem Schluss, dass Cluster und Politik nicht zusammenpassen.

Abschließend verwies Matthias Kiese auf neue Herausforderungen für Clusterpolitik durch die Missionsorientierung der Innovations- und Strukturpolitik, ein Aspekt, der dann auch im Mittelpunkt der Diskussion stand.