Anlässlich der Feier unseres zehnjährigen Bestehens im Stiftersaal des Deutschen Klingenmuseums in Solingen haben wir uns erlaubt, einen großen Bogen über bekannte strukturpolitische Initiativen in NRW und außerhalb zu spannen.
Unser Thema: soziale Prävention
Mit sozialer Prävention verbinden sich verschiedene Ziele, die von der Verbesserung der Teilhabe an Bildung und Gesellschaft bis zur Entlastung der öffentlichen Haushalte geht. In 18 Modellkommunen hat das Landesvorhaben „Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor (KeKiZ)“ seit etwa 3 Jahren Veränderungen im Präventionsangebot in Gang gesetzt.
Regina von Görtz und Frank Osterhoff informierten im Essener Unperfekthaus über das Vorhaben und erörterten die wichtigsten Forschungserkenntnisse aus der Begleitevaluation der Bertelsmann Stiftung. Martin Hennicke kommentierte aus Sicht des Landes NRW. Zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten die Erklärungsansätze für Benachteiligung („auf die Adresse kommt es an“), erfolgreiche Präventionsstrategien im sozialen Nah-Umfeld betroffener Familien („ungleiches ungleich behandeln“) sowie die Messbarkeit der gesellschaftlichen und fiskalischen Erfolge von sozialer Prävention („Prävention braucht einen langen Atem“).
Unser Thema: Zukunftsfähigkeit kommunaler Wirtschaftsförderung
Wirtschaftsförderungen stehen vor großen Herausforderungen. Marktliche Entwicklungen wie Digitalisierungsprozesse, neue branchenübergreifende Geschäftsmodelle oder Internationalisierungen gestalten Bestandspflege anspruchsvoller. Zugleich wachsen die Anforderungen an Wirtschaftsförderung mit Blick auf Strategieentwicklung und integrierte Herangehensweisen.
Andrea Hoppe gab im Essener Unperfekthaus einen ersten Überblick über die Zwischenergebnisse eines Projektes, in dessen Rahmen Gespräche mit zahlreichen Wirtschaftsförderungen in NRW und in weiteren Bundesländern geführt worden sind. Demnach scheint es eine Rückbesinnung auf die klassische einzelbetriebliche Unternehmensbetreuung zu geben, während die Forcierung von Clusterinitiativen für die Tätigkeit der Wirtschaftsförderung an Bedeutung verlieren. Zugleich werden integrierte Ansätze mit Blick auf Stadtentwicklung, Arbeitsmarkt und Ressourceneffizienz immer wichtiger. Fünf Teilnehmende diskutierten die Fragen, ob die Entwicklungen zu begrüßen sind, welche Konsequenzen diese haben und welche Rolle Wirtschaftsförderung auf der lokalen Ebene spielen kann.
Frühjahrstagung 2016: Industrie 4.0
Das Frühjahrstreffen der Gesellschaft für Strukturpolitik fand am 22. (Fachtagung) und 23. Januar 2016 (Mitgliederversammlung) in Wuppertal statt. Im Mittelpunkt des Jahrestreffens stand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Industrie 4.0“ mit folgenden Leitfragen:
- Was ist das Neue an Industrie 4.0?
- Welche Konsequenzen für Produktions- und Arbeitsorganisation ergeben sich daraus?
- Welche Geschäftsmodelle liegen dem zugrunde?
- Welche räumlichen Konsequenzen sind bisher absehbar?
Über 20 Mitglieder und Besucher folgten der Einladung auf die kleine Höhe in Wuppertal zu unserer Jahrestagung. Ein besonderer Dank gilt den Referenten:
- Wulf Noll (Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen)
- Achim Vanseloh (DGB Nordrhein-Westfalen)
- Prof. Dr. Clemens Faller (Campus Velbert/Heiligenhaus der Hochschule Bochum)
- Nomo Braun (Agiplan GmbH)
Unser Thema: Stadt – Umland – Land (Siedlungsentwicklung – „Neue Übergänge“)
Frank Wältring eröffnete im Essener Unperfekthaus den Diskurs mit einer Betrachtung auf der Makro-Ebene. Eine regionale Bestandsaufnahme im Rheinland hat Themen und Leitbilder für verschiedene Teilräume ergeben, die u.a. bei der Bildung von (projektbezogenen) Kooperationen zwischen Akteuren helfen können. Bei der Überleitung zur Mikro-Ebene wechselte er zur Perspektive einer Ortschaft in einem ländlich geprägten Teil Westfalens. Dort steht mit dem LEADER-Programm zwar ein regionales Management zur ländlichen Entwicklung zur Verfügung. Dessen kleinräumige Gebietskulisse ist zur Bildung von Kooperationen zwischen Mittelstädten und dem ländlichen Umland jedoch nur bedingt geeignet.
Die fünf Teilnehmenden unterstützen den Input-Vortrag mit ihren Erfahrungen. So wurden spezifische Vor- und Nachteile der Regionalentwicklung in ländlichen Gebieten im Vergleich zu Metropolräumen erkannt. Zudem wurde der Gedanke formuliert, dass kommunale Wirtschaftsfördergesellschaften nicht die Vorreiter von ganzheitlichen und räumlichen Innovationsansätzen sind. Zugleich sind solche Ansätze notwendig, um wirtschaftliche, soziale und grüne Ansätze zusammenzudenken sowohl in ländlich-mittelstaedtischen Räumen als auch in Metropolregionen. In diesem Bereich besteht eine Lücke sowohl in der Raumplanung als auch in der Verknüpfung von neuen Förderansätzen.