GfS vor Ort: Zirkuläre Wirtschaft

Der Begriff der „Kreislaufwirtschaft“ verkürzt den Kreislaufgedanken allein auf den Aspekt der Abfallvermeidung. Darüber hinausgehende Vorteile vieler kreislauforientierter Produkte und Geschäftsmodelle werden international unter den Begriffen „Circular Economy“ und „Cradle to Cradle“ seit ein paar Jahren diskutiert.

Reinhold Rünker, ständiger Vertreter der Abteilungsleitung  Wirtschaftspolitik im NRW-Wirtschaftsministerium, stellte am 12. April ein darauf aufbauendes industriepolitisches Innovationskonzept vor, das produktorientiert als „Zirkuläre Wertschöpfung“ bezeichnet wird (PDF-Download der Präsentation). Dies zielt insbesondere auf einen höheren qualitativen Anspruch an die Produkte  ab wie z.B. neue Funktionen oder eine längere Lebensdauer damit der Spagat zwischen den Zielen des wirtschaftlichen Wachstums, des gesellschaftlichen Wohlstands und der nur begrenzt verfügbaren Ressourcen gelingen kann. Verwendete Werkstoffe sollen am Ende des Produktzyklus wieder in neue Produktionsprozesse eingebracht werden können. Das erfordert neue Designanforderungen, neue Werkstoffe und Produktionsverfahren, die durch die disruptiven Technologien wie Digitalisierung oder Additive Fertigung unterstützt werden.

Die kurze Darstellung einzelner Projekt- und Produktbeispiele (s. u.a.  Potenzialanalyse einer zirkulären Wertschöpfung im Land Nordrhein – Westfalen ; PDF-Download von www.wirtschaft.nrw) leitete zur Diskussion über. Die elf Teilnehmenden im Haus des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW erörterten insbesondere die Frage, ob hier ein Marktversagen vorliegt. Und falls ja, ob der Staat eher durch Anreizsysteme wie Förderungen, durch die Berücksichtigung bei eigenen Auftragsvergaben oder nur durch gesetzliche Regulierungen einen Fortschritt erreichen kann. Deutlich wurde, dass nicht alle Produkte gleichermaßen für die zirkuläre Wertschöpfung geeignet erscheinen.

Wie geht es in NRW weiter? Wenn alles gut läuft, wird mit Landesförderung ein regionales Kompetenzzentrum zur zirkulären Wertschöpfung in Bottrop aufgebaut. Dort untersucht die Hochschule Ruhr-West derzeit, wie man die mittelständische Wirtschaft in NRW unterstützen kann, Produkte, Verfahren und ganze Wertschöpfungsketten umzugestalten.

Unser Thema: Industriepolitik

Dieter Rehfeld ermöglichte einen Einblick in die Weiterentwicklung bestehender Forschungsvorhaben zum Thema des Abends: Der derzeitige Trend hin zur industriepolitischen Steuerung über die Nachfragerseite (Stichwort Leitmärkte) wirft die Fragen auf, in welcher Form / welchem Ausmaß ein Staat zu intervenieren bereit ist und ob und wie man die Industrie im Kontext der weit verbreiteten Betrachtung ganzer Wertschöpfungsketten separat adressieren sollte (Abgrenzung zu Dienstleistungen).

Der kleine Kreis von vier Teilnehmern im Essener Unperfekthaus diskutierte industriepolitische Herangehensweisen verschiedener Länder sowie auf NRW-Ebene. Die Nachfrageorientierung wurde dabei in den Kontext der häufig geforderten Ablösung der wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik durch eine lebensqualität-orientierte Wirtschaftspolitik gesehen. Die Erweiterung des Modells der triple helix (Staat, Wirtschaft, Wissenschaft) zur quadruple helix (plus Gesellschaft) kann zu neuen Herausforderungen für die bislang von wirtschaftlichen Erwartungshaltungen weitgehen freien (Gesellschafts- und Umwelt-)Wissenschaften führen, die abschließend im Zusammenhang mit der aktuellen Forschungsförderung erörtert wurden.

Unser Thema: Alternative Finanzierungsinstrumente für strukturpolitische Themen/Ziele/Instrumente/Projekte

Andrea Hoppe und Stefan Gärtner gingen in ihren einleitenden Betrachtungen zunächst von zwei unterschiedlichen Bedarfsanlässen für alternative Finanzierungsinstrumente aus: Kleinprojekte im Bereich lokale Ökonomie und Großvorhaben in der Stadtentwicklung. Die dabei entdeckten Gemeinsamkeiten, u.a. ein Spannungsfeld gebildet aus den beiden Herausforderungen „Banktauglichkeit“ und „Unkoventionalität“ der Projekte, führten die 8 Teilnehmer im Essener Unperfekthaus zu einer lebendigen Diskussion rund um die Frage „(Warum) sollte Strukturpolitik auf fremdes Geld setzen?“.

Mitglieder-Themenpapier: Insight Study on the German Early Stage Investing, Incubation an Business Angel System

Ein externer thematischer Beitrag unter Beteiligung unseres Mitglieds Frank Wältring zu den GFS-Themen lokale Ökonomie, Wertschöpfung und Wirtschaftsförderung: Frank Wältring, Prof. Dr. Utz Dornberger (2014): Insight Study on the German Early Stage Investing, Incubation an Business Angel System, Published by Deutsche Gesellschaft fuer Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, New Delhi (Hinweis: Downloadangebot von www.uni-leipzig.de) .

Unser Thema: Schnittstellen zwischen der Zivilgesellschaft und der Strukturpolitik

Der erste Stammtisch der Gesellschaft für Strukturpolitik im Jahr 2014 fand am 20. März im Unperfekthaus in Essen statt. Thema des Abends waren die „Schnittstellen zwischen der Zivilgesellschaft und der Strukturpolitik“. Den Einstieg bildete ein kurzer Rückblick auf das Frühjahrstreffen in Wuppertal (u.a. Bahnhof Mirke), bei der die Absicht eines gemeinsamen Themenpapiers der GFS erklärt worden war. Auf das konkrete Beispiel bezogen wurde kritisch hinterfragt, inwiefern die bürgerschaftlichen Initiativen durch die professionelle Fortentwicklung in ihrem ursprünglichen Charakter und ihrer Zielsetzung erhalten bleiben können bzw. wie eine von außen angestoßene Veränderung der Ansätze zu bewerten ist.

Auf Basis einer Thesensammlung von Martin Hennicke erörterten neun Teilnehmer im Anschluss diese und angrenzende Themenfelder. Leitgedanke des Thesenpapiers war, aus „Betroffenen Beteiligte zu machen“.