GfS vor Ort zum Thema „Die Transformation von Wirtschaft und Arbeit: Beratung, Qualifizierung und Weiterbildung als Gelingensfaktoren“

Am 8. Juni durften wir im Gebäude des Deutschen Gewerkschaftsbundes NRW in Düsseldorf zu Gast sein. Es ging um die Erfordernisse der betrieblichen Beteiligung und der Begleitung in Umbruchphasen, den Schlüsselfaktoren Weiterbildung und Qualifizierung sowie Konzepte und Maßnahmen der Gewerkschaften.

Die Themen und Anforderungen zur Gestaltung der Transformation in den Betrieben und Regionen sind vielfältig und herausfordernd zugleich. Das Spektrum reicht von den Bestrebungen um eine klimaneutrale Produktion bei gleichzeitiger Versorgungsicherheit, der Digitalisierung, des demographischen Wandels und der Neuordnung von Lieferketten. Das betriebliche Know-how und die Einbindung der Beschäftigten sind zentrale Schlüsselfaktoren für die Transformation in Richtung einer zukunftsfähigen Wirtschaft und Gute Arbeit.

Jörg Weingarten (Download PDF-Präsentation hier) von der Abteilung Industrie- und Strukturpolitik, Digitalisierung des DGB-Bezirks NRW ging nach einer Übersicht über die Organisationsstruktur des DGB auf die vier Trends der Transformation ein: Dekarbonisierung, Deglobalisierung, Digitalisierung und Demografie. Jahrzehntelang etablierte Beratungsangebote des Landes wie die Potenzialberatung für Geschäftsleitungen, Betriebsräte und Belegschaften in KMU wurden weiterentwickelt und starten dieser Sommer. Auch die Technologieberatungsstelle beim DGB NRW (TBS NRW e.V.) hat über das EU-REACT Förderprogramm ein Beratungsangebot für Betriebsräte entwickelt, etwa mit einem Zukunftsradar  und  der Ableitung von Handlungsplänen für Zukunftsszenarien.

Achim Vanselow (Download PDF-Präsentation hier) ist seit Januar 2020 bei der IG Metall NRW für die Themen Industrie- und Strukturpolitik zuständig. Er begrüßte, dass der Berliner Koalitionsvertrag den Engpassfaktor Fachkräfte aufgreift. Befragungen von Betriebsräten der IG Metall belegen klar, dass transformationsbedingt zwar die Anforderungen an Beschäftigte steigen, aber nur rund die Hälfte der Unternehmen eine erkennbare Strategie zur zukünftigen Personalplanung und -entwicklung hat. Ein Ansatzpunkt zur Unterstützung von Unternehmen ist die tarifvertraglich vereinbarte Transformationsagentur der Metall- und Elektroindustrie. Neben der Tarifpolitk bearbeitet die IG Metall Herausforderungen der Transformation in Eigen- und Verbundprojekten. Beispielhaft ging er auf einzelne Projekte ein: Die Ausbildung von Weiterbildungsmentor*innen stärkt die Selbsthilfe in den Unternehmen. Das Projekt Arbeit 2020+ trug bis Ende 2021 zur sozialpartnerschaftlichen Gestaltung im Betrieb bei. Ein Werkzeug dafür sind Statusanalysen in Form von Betriebslandkarten zur Transformation und Qualifizierung. Dass Strukturwandel regional unterschiedlich angegangen werden muss, verdeutlicht der im Aufbau befindlichen regionalen Transformationsnetzwerke der Fahrzeugindustrie, in denen alle relevanten Stakeholder einer Region zusammenkommen sollen.

In der anschließenden Diskussion wurde die Nachhaltigkeit von Projektaktivitäten hinterfragt, da sie zum einen von Förderung abhängig sind und zum anderen erst spät im Nachhinein in ihren Wirkungen beweisbar werden. Ein selbsttragendes Geschäftsmodell erscheint oft aussichtslos. Perspektivisch werden sich auch die Gewerkschaften selbst vor dem Hintergrund der Transformation von Wirtschaft und Arbeit verändern müssen, wenn sie eine gestaltende Kraft bleiben wollen. Dieser Veränderungsprozess ist in Teilen schon eingeleitet (Projekt „Vom Betrieb aus denken“ der IG Metall) und beinhaltet u.a. eine deutlich stärkere Rolle des ehrenamtlichen Engagements und betrieblicher Akteure vor Ort. Als Erfolg politischer Lobbyarbeit der Gewerkschaften ist zu werten, dass beim Land NRW die Themen Arbeitsplatzrelevanz (neue und gesicherte Arbeitsplätze), Gute Arbeit bzw. tarifgebundene Arbeitsplätze in der Indikatorik für die Bewertung von Projektanträgen im Rheinischen Revier und das 5-Standorte Programm im Ruhrgebiet verankert wurden.